25.04.2024

Konfirmationen in Aachen

Im Mai finden die meisten Konfirmationen der Kirchengemeinde statt - Und kurz darauf startet oft schon der nächste Konfi-Jahrgang - Ein Überblick

Der Mai ist der Hauptmonat der Konfirmationen.
Der Mai ist der Hauptmonat der Konfirmationen. Foto: Jens Schulze, fundus-medien.de

Die Konfirmationsgottesdienste in den verschiedenen Bereichen der Kirchengemeinde Aachen beginnen am letzten April-Wochenende, doch die meisten Konfirmationen finden im Laufe des Monats Mai statt. Je nach Stärke des Jahrgangs sind die Feiern auf einen oder zwei Gottesdienste verteilt, manchmal findet das Abendmahl als separate Feier am Abend vorher im kleinen Kreis der Konfirmanden und ihrer Kernfamilien statt. 

Der alte Grundsatz aus dem Fußball “Nach dem Spiel ist vor dem Spiel” gilt auch bei den Konfirmationen - der nächste Jahrgang steht schon bereit und mit Info- oder Anmeldeabend und manchmal auch schon mit Unterricht wird kurz nach der Konfirmation gestartet. Einen Überblick über die verschiedenen Modalitäten und Besonderheiten der Konfizeit in den einzelnen Gemeindebereichen gibt die Seite Konfirmationen in Aachen.

Pfarrer Joachim Büssow von der Annakirche hat sich in diesem Jahr mit Geschichte und Gegenwart, mit dem Sinn der und den Erwartungen an die Konfirmandenzeit beschäftigt:

Danke, Dr. Bucer!

Dienstagnachmittag, 15.45 Uhr, Gemeindehaus Annakirche. Zwei Jugendliche, die schon etwas früher gekommen waren, haben mir bei der Vorbereitung des Raumes geholfen. Die anderen 14 trudeln ein. Zum Teil mit ihren Schulsachen, weil sie direkt von der Schule kommen, zum Teil mit ihrem Musikinstrument oder der Sporttasche, weil sie danach sofort weiter müssen zum Unterricht oder Training. Ich habe die alte Altarbibel aus der Dreifaltigkeitskirche in die Mitte gelegt. Groß und schwer, gestiftet von Kaiserin Auguste Viktoria zur Einweihung im Jahr 1899. Beeindruckend. Ich weise die Konfirmand*innen auf den verzierten Buchdeckel hin und auf die Darstellungen in den vier Ecken. Ich frage, ob jemand eine Idee dazu hat. Einer schaut kurz hin und sagt unverzüglich: „Das sind die vier Evangelisten mit den dazugehörigen Symbolen.“ Wow! Dafür hatte ich zehn Minuten eingeplant. Von wegen, die Jugendlichen von heute wissen nichts mehr übers Christentum. Nach der Pause machen wir einen Sprung in die digitale Gegenwart und schauen uns auf dem Smartphone die App der Deutschen Bibelgesellschaft mit ihren kostenlosen Bibelübersetzungen an. Zum Abschluss bilden wir einen Kreis, werden ganz ruhig. Am Ende jedes Treffens steht ein gutes und ermutigendes Segenswort.

Dienstagabend, 19.30 Uhr, Gemeindehaus Annakirche. Die Eltern der Jugendlichen sind gekommen, zum Kennenlernen, für Terminabsprachen. Außerdem hatte ich diejenigen, die selbst einmal konfirmiert worden sind, gebeten, Erinnerungen mitzubringen, materielle oder immaterielle. Mitgebracht wurden Konfirmationsurkunden, das Gottesdienstprogramm, das Geschenk der Großeltern und natürlich Fotos. Manche sind dafür extra in den Keller gegangen oder auf den Dachboden gestiegen. Mithilfe dieser Erinnerungsstücke unterhalten wir uns angeregt über den damaligen Unterricht und die abschließende Konfirmation. Was erinnere ich noch gut? Was war nicht so toll? Wir teilen uns mit, was diese Zeit und die Feier uns heute noch bedeuten. Wir entdecken Übereinstimmendes, aber auch unterschiedliche Erfahrungen. Es wurde ein gutes und offenes Gespräch über Glaubensdinge, und gelacht wurde auch.

Wie gut, dass es den Konfirmandenunterricht gibt, oder, wie ich ihn lieber nenne, den Konfirmationskurs. Jugendliche haben die Möglichkeit, über den christlichen Glauben mit Gleichaltrigen zu sprechen und auszuloten, ob darin etwas Sinnvolles für ihr eigenes Leben zu entdecken ist. Den Abschluss bildet ein Gottesdienst und ein anschließendes Fest, in dem sie im Mittelpunkt stehen und – in der Regel – reichlich beschenkt werden. Und die Begegnungen und Gespräche mit den Eltern während des Kursjahres – am Elternabend, nach einem Gottesdienst oder am Konfirmationswochenende - gäbe es sonst auch nicht.

Seit wann gibt es sie eigentlich – die Konfirmation?

Die Idee ist fast 500 Jahre alt. Sie stammt nicht von Martin Luther, der war anfänglich sogar dagegen. Vorausgegangen war ein heftiger Streit verschiedener reformatorischer Richtungen über die Taufe.

Die Bewegung der Täufer nämlich war der Auffassung, dass nur getauft werden kann, wer zuvor auch glaubt. Ein Säugling sei zu einer Glaubensentscheidung aber nicht in der Lage, argumentierten sie. Folglich sei die Praxis der Säuglingstaufe - die auch die führenden Reformatoren nicht in Frage stellten - grundfalsch. Diese und andere Forderungen der Täufer führten in vielen Regionen zu Unruhen und Verfolgungen.

Landgraf Philipp von Hessen (1504-1567) jedoch, ein bedeutender politischer Kopf der Reformation, schreckte vor einem gewaltsamen Vorgehen zurück. Er rief den elsässischen Reformator Martin Bucer (1491-1551) zu Hilfe, der auch in Täuferkreisen Anerkennung genoss.

Bucer versuchte, in der Frage der Säuglingstaufe zu vermitteln. Heraus kam folgender Kompromiss: Die Kindertaufe wurde zwar beibehalten. Die Heranwachsenden aber sollten zu einem Katechismusunterricht geschickt werden, der in einer symbolischen Handlung vor der Gemeinde gipfelte. Dadurch könnten sie nachträglich ein „Ja“ zu ihrer Taufe sagen, so der Gedanke. Somit entsprach Bucer dem Anliegen der Täufer, ohne die Säuglingstaufe aufzugeben: Die Konfirmation war geboren. In dem hessischen Städtchen Ziegenhain, heute ein Stadtteil von Schwalmstadt, entstand unter der Federführung Bucers die sogenannte „Ziegenhainer Zuchtordnung“. In ihr wurde unter anderem der verbindliche Unterricht in Glaubensfragen für alle Kinder angeordnet.

Positiver Nebeneffekt

Viele lernten dadurch auch lesen und schreiben. Der Reformator Martin Luther (1483-1546) allerdings war zunächst wenig begeistert von der Konfirmation. Denn er sah in ihr eine gewisse Nähe zum katholischen Sakrament der Firmung, das er vehement ablehnte. Erst mit der Glaubensströmung des Pietismus (spätes 17., frühes 18. Jahrhundert), der die persönliche Frömmigkeit betonte, wurde die Konfirmation Allgemeingut in allen protestantischen Regionen Deutschlands. -

Pfingstsonntag, 11 Uhr, Annakirche. Konfirmation. Schick gekleidete und aufgeregte Jugendliche, angespannte Eltern, ich etwas nervöser als sonst an einem Sonntag. Eine richtig volle Kirche und festliche Musik vom Feinsten. Im Mittelpunkt die Einsegnung. Ein gutes und ermutigendes Segenswort, für jede und jeden persönlich. 
Und ich hoffe, sie werden später einmal zu einem Elternabend ihre Konfirmationsurkunden mitbringen, ein Gottesdienstprogramm, das Geschenk der Großeltern und natürlich Fotos. Und sie werden sich hoffentlich angeregt und heiter über ihre Erinnerungen austauschen.

Joachim Büssow, Pfarrer an der Annakirche

 

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