Auf dem Foto zu meiner Einführung als Pfarrer der Kirchengemeinde Roggendorf ist zu sehen, dass Superindententin Verena Jantzen, Susanne Salentin und ich als Pfarrer*innen zum schwarzen Talar bunte Stolen tragen. – Was soll das?
Traditionell ist der schwarze Talar mit dem weißen Bäffchen die Amtstracht der evangelischen Pfarrer. 1811 hat der preußische König Friedrich Wilhelm III das so verfügt. Damit wurden Pfarrer als Beamte den Professoren und Juristen gleichgestellt. Aber auch schon zu Luthers Zeiten trugen die evangelischen Pfarrer den schwarzen Talar, weil er die spätmittelalterliche Gelehrtenkleidung war. Wenn Luther auf die Kanzel stieg und predigte, trug er diese Gelehrtenkleidung, denn beim Predigen übernahm er die Rolle eines Gelehrten, der die Gemeinde unterweist. – Wenn Luther am Altar den Gottesdienst gestaltete, trug er hingegen farbige Gewänder, denn hier ging es nicht um die Belehrung über das Wort Gottes, sondern um die Feier der göttlichen Liebe.
Von daher war die Bevorzugung des schwarzen Talars in der evangelischen Kirche eine Engführung im Verständnis dessen, was die Pfarrer im Gottesdienst machen.
Auf diesem Hintergrund ist die Einführung der farbigen Stolen, die über dem Talar mal mit, mal ohne Bäffchen getragen werden, die Wiederentdeckung des Reichtums der Pfarrer-Rolle im Gottesdienst. Es geht doch nicht nur um Lehre! Es geht um eine Feier! Von daher ist die Kombination von schwarzem Talar und farbiger Stola ein Kompromiss, der der Aufgabe der Pfarrer und Pfarrerinnen im Gottesdienst viel gerechter wird.
Auf dem Foto trägt die Superintendentin Jantzen eine rote Stola und Susanne Salentin und ich mehrfarbige Stolen. Insgesamt gilt für die Farben, das sie die Farbigkeit der sogenannten Paramente aufnehmen, also die Farben der Tücher und Decken auf unserem Altar.
Vielleicht ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass die Farben dieser Paramente im Laufe des Kirchenjahres wechseln? Bestimmten Sonntagen und Festtagen werden bestimmte Farben zugeordnet. Die Farbe Violett gilt den Zeiten, die als Besinnungszeiten gedacht sind: z.B. der Adventszeit oder dem Buß- und Bettag. Weiß wird als Ausdruck von Licht dem Osterfest mit der Feier der Auferstehung zugeordnet. Die Farbe Rot taucht immer an Festen auf, bei denen es um das Wirken des Heiligen Geistes geht, wie dem Pfingstfest oder dem Reformationsfest. Und die grüne Farbe gibt es an vielen Sonntagen, bei denen wir ein Leben in Hoffnung feiern, wie z.B. am Ewigkeitssonntag, an dem wir uns dessen versichern, dass unsere Gestorbenen in dem anderen Sein bei Gott gut aufgehoben sind. Diese vier Farben, Violett, Weiß, Rot und Grün tauchen in den farbigen Stolen wieder auf – entweder so, dass eine Pfarrerin anlassbezogen vier unterschiedliche Stolen hat oder so, dass in einer „Regenbogen-Stola“ alle Farben zusammen auftauchen.
Als ich in meiner ehemaligen Gemeinde in Bergheim als junger Pfarrer eingeführt wurde, habe ich die Leute im Gottesdienst gebeten, zu assoziieren, was sie mit meinem schwarzen Talar verbinden. Das, was da kam, hat mir gezeigt, wie unnahbar wir Pfarrer und Pfarrerinnen in unserer traditionellen Amtskleidung oft wahrgenommen werden. Als Stichworte tauchten z.B. auf: Autorität – Richter – Distanz – Würdenträger – Ordnungshüter – Düsternis usw. So wollte ich auf keinen Fall wahrgenommen werden. Seitdem trage ich eine bunte Stola im Gottesdienst. Mir geht es darum, dass durch die farbigen Akzente die Feier des Lebens, das Gott uns schenkt, deutlich wird. So freundlich kommt uns Gott entgegen. Also sollte auch sein „Bodenpersonal“ das wiederspiegeln.
Text: Pfarrer Thorsten Schmitt, Roggendorf
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