Ein deutsches Requiem

Oratorium für Chor und Orchester

Johannes Brahms (* 1833 in Hamburg; † 1897 in Wien)

Das Lesen der Schrift

Vier Stücke für Orchester, Wolfgang Rihm (*1952 in Karlsruhe)

Evangelische Kantorei Aachen Süd-West

Sopran: Mine Yücel (Köln)

Bariton: Sang-Wook Bang (Köln)

Neues Rheinisches Kammerorchester Köln

Leitung: Elmar Sauer

Ein deutsches Requiem

Am 10. April 1868 wurde die Komposition in ihrer ersten Fassung unter dem Dirigat von Johannes Brahms im Dom zu Bremen von der Bremer Singakademie mit 200 Sängerinnen und Sängern und großem Orchester erfolgreich uraufgeführt.

Das deutsche Requiem, so wie wir es heute kennen, kam erstmals ein Jahr später im Leipziger Gewandhaus zur Aufführung. Bereits in den folgenden 10 Jahren wurde es in mehr als 100 weiteren Konzertveranstaltungen in ganz Europa einem breiten Publikum bekannt gemacht.

Mit dem großen Erfolg des deutschen Requiems festigte Brahms schließlich seinen Ruf als Komponist von hohem Rang.

Das Lesen der Schrift

Wolfgang Rihms vier Orchesterstücke werden mit den Sätzen des Brahmschen Requiems verknüpft. Rihms Klangstrukturen bereichern die Musik aus der alten Zeit. Verläufe aus Brahms Requiem werden von Rihm zu neuen Klangmustern umgesetzt.

So kann das Gehörte nachwirken. Diese Ergänzung stellt eine besondere Würdigung des großen Werkes dar.

J. Brahms trifft W. Rihm

Erstaufführung: „Das Lesen der Schrift“ (Wolfgang Rihm) in Aachen

Am Vorabend zum Palmsonntag 2013 brachte Kreiskantor Elmar Sauer "Ein deutsches Requiem" (Brahms) und "Das Lesen der Schrift" (Rihm) in einer ganz besonderen Aufführung mit der Evangelischen Kantorei Aachen Süd-West und dem Neuen Rheinischen Kammerorchester Köln in der Auferstehungskirche zu Gehör. Dabei wurden - dem Wunsch des zeitgenössischen Komponisten Rihm folgend - dessen vier Instrumentalsätze in das fast 150 Jahre alte Chor- und -Orchesterwerk von Brahms integriert.

Diese vier langsamen, behutsamen Einschübe mögen von vielen Zuhörern und Ausführenden nicht nur als nicht störend, sondern als Bereicherung und Vertiefung des großen, anspruchsvollen Brahms-Oratoriums empfunden worden sein. Rihms Sätze gaben dem Zuhörer Gelegenheit, Brahms' Anliegen meditativ nachzuempfinden, nämlich Angst und Trauer durch tiefe musikalische Ausdrucksfähigkeit in Trost und Zuversicht zu verwandeln. Brahms' Intensität der Empfindungen schien durch Rihms Elemente gesteigert. Die Übergänge zwischen zwei so unterschiedlichen Werken gelangen nicht zuletzt durch das zuverlässig-exakte Dirigat Elmar Sauers, der die Klarheit beider Kompositionen kenntnisreich herausarbeitete. Es konnte der Eindruck eines in sich geschlossenen Werkes entstehen, das durch seine emotionale Kraft bewegte. Dazu trug ganz erheblich das Neue Rheinische Kammerorchester Köln mit seinen hervorragenden Holzbläsern bei.

Das monumentale siebensätzige Brahms-Requiem weist dem Chor eine zentrale Rolle zu. Sie wurde von der Evangelischen Kantorei Süd-West durch saubere Intonation, klare Textverständlichkeit und eine sehr differenzierte und nuancierte Wiedergabe der anspruchsvollen, z.T. hochdramatischen Chorpartien engagiert wahrgenommen. Chor und Orchester folgten mit unbedingtem Ausdruckswillen der wohlüberlegten, überzeugenden Interpretation des musikalischen Leiters Elmar Sauer.

Der junge Bariton-Solist Sang-Wook Bang präsentierte sich als ausdrucksstarker, eindringlicher Interpret, der die Solo-Passagen vom grübelnden "Herr, lehre doch mich" bis zum prophetischen "Siehe, ich sage euch ein Geheimnis" dynamisch und spannungsgeladen vortrug.

Die junge Sopran-Solistin Mine Yücel schwebte mit ihrer klangschönen Stimme über dem Chor und traf ganz ausgezeichnet den zuversichtlichen, tröstenden Ton, den Brahms in jedem seiner sieben Sätze immer wieder in den Mittelpunkt rückt.

Die Zuhörer in der gut besuchten Auferstehungskirche zeigten sich zutiefst beeindruckt und applaudierten nach einem Moment der Stille lange.

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