14.10.2024

Abwechslungsreiche und gut besuchte Nacht der offenen Kirchen

Die evangelischen Angebote stießen auf reges Interesse beim Publikum - So unterschiedlich wie die Gebäude waren auch die einzelnen Veranstaltungen

Das Mitmachkonzert für Kinder in der Genezareth-Kirche begeisterte Groß und Klein.
Das Mitmachkonzert für Kinder in der Genezareth-Kirche begeisterte Groß und Klein. Foto: Juliane Siekmann

Kinderkonzert in der Genezareth-Kirche

Als eine der ersten Veranstaltungen der Nacht der offenen Kirchen in der Genezareth-Kirche an der Vaalser Straße startete, schien die Oktobersonne noch warm vom Himmel. Aber das Zielpublikum waren ja auch Kinder ab drei Jahren. Angekündigt waren laut Programm “Quax und Quix” mit Hits for Kids. Doch leider war Quax verhindert und so füllte (Herr) Quix allein mit seiner Persönlichkeit und einer Gitarre den Altarraum der Kirche. Vor ihm auf Kissen (die mutigeren und älteren) oder elterlichem Schoß saßen knapp 20 Jungen und Mädchen im Kita- und Grundschulalter. Und es dauerte nicht lange, bis die meisten bei den fröhlichen Mitmachliedern die Gesten mitmachten, klatschten und sangen. 

Anschließend gab es Musik und Malerei

Die bewährte Kombination aus verschiedenen Chorkonzerten und einer Ausstellungseröffnung bestimmte den weiteren Verlauf des Abends in der Genezareth-Kirche. Zunächst füllte der Aachener Chor Joy2sing den Kirchenraum mit überwiegend unbekannten, aber seelentröstenden Stücken aus verschiedenen Ländern und Epochen. 

Nach der Eröffnung der Ausstellung KreuzFindung von Gerd Lebjedzinski mit Vorskizzen zum Altarkreuz der Genezareth-Kirche, gab der Chor CHORiANDER erneut vor vollem Haus eine Kostprobe seines Könnens. Zum Abschluss sangen Chor und alle Anwesenden zusammen “Der Mond ist aufgegangen”, was nahtlos in einen berührenden Abendsegen überging, den Pfarrerin Lena Wolking zu Gitarrenmusikimprovisationen des Chorleiters sprach.

Gesungenes Gebet in der Annakirche

Wer zur Nacht der offenen Kirchen durch die Aachener Altstadt schlendert, kommt an bestimmten Orten nicht vorbei, ohne nicht wenigstens kurz (meist eher länger) zu verweilen. Einer davon ist die Annakirche, die jedes Jahr mit hell erleuchteten Fenstern und stimmungsvollen Konzerten zum Eintreten einlädt. Auf dem Programm in diesem Jahr: der Taborchor aus der katholischen Gemeinde St. Katharina in Aachen-Forst unter Leitung von Frank Sibum. „Sing, pray and praise - Gott loben mit Gesang“ war ihr stimmungsvolles Programm überschrieben. Die ausgewählten Lieder waren geistlich, aber modern, fröhlich und mitreißend, zum Mitsingen einladend („Möge die Straße uns zusammenführen…“), aber auch immer wieder mit nachdenklichen Tönen. Ein Konzert, das Hoffnung spendete in Zeiten, die viele belasten. Ergänzt wurde das „gesungene Gebet“ von Psalmen übertragen für die heutige Zeit, die Hausherr Pfarrer Armin Drack, vortrug.

Ein „Abend der Gastfreundschaft“ sollte es sein, bei dem die Gäste „quirliges Miteinander“ ebenso erleben konnten, wie einmal „die Seele baumeln zu lassen“. Zu letzterem hätte auch das zweite Konzert - Stücke aus dem Musical „Yentl“ - beitragen sollen. Doch das musste krankheitsbedingt ausfallen, was Pfarrer Drack bedauerte. „Der Abend hätte die Verbindung zu unseren katholischen Geschwistern über den Taborchor und über ,Yentl‘ zur jüdischen Gemeinde sein sollen.“ So war man im Geiste verbunden. Den Abendsegen hatte Armin Drack diesmal in das Chorkonzert eingebunden: „Das zeigt, wie gut sich Kultur und Religion organisch verbinden lassen.“ So gestärkt, ging es hinaus in die Nacht und den neuen (All-)Tag.

"Wunder wahrnehmen" in der Paul-Gerhardt-Kirche

Es ist Herbst, Zeit der Weinlese, und wer Wein mit der Bibel in Verbindung bringt, landet schnell bei der Hochzeit zu Kana und dem Wunder, mit dem Jesus Wasser zu Wein verwandelt. Das bot auch Thema und Rahmen für den Abend in der Paul-Gerhardt-Kirche in Aachen-Richterich. In unregelmäßigen Abständen trifft sich hier alle paar Wochen eine wechselnde Gruppe Menschen zu „Zeit-Raum am Freitag“, einem Angebot mit spirituellem Impuls, Musik, Austausch und gemeinsamem Essen. Erstmals fand dies nun im Rahmen der Nacht der offenen Kirchen statt. Für das ehrenamtliche Team aus Sabine Busse, Gaby Schneider, Bettina Schütz und Udo ter Horst eine schöne Möglichkeit, auch noch einmal andere Leute anzusprechen. Das Besondere sei der Austausch und das Gespräch miteinander, über den vorgetragenen Text und darüber hinaus, beschreibt es Bettina Schütz, die für die thematische Einleitung verantwortlich ist. Ein wichtiges Element ist dabei das gemeinsame Essen mit allen an einer langen Tafel. 

An diesem Abend also „Wasser zu Wein“. Die Geschichte bildet den Ausgangspunkt, sich einmal etwas intensiver mit dem Thema „Wunder“ zu beschäftigen. Was ist das eigentlich und wo begegnen uns große und kleine Wunder im Alltag? An vielen Stellen, denn sie sind häufiger als wir zunächst annehmen. Das ist die Begegnung mit Menschen, die uns oder die wir entgegen unseren Gewohnheiten ansprechen, und die uns bereichern. Da ist das Schicksal, das sich zum Guten wendet, weil jemand allen Widrigkeiten zum Trotz nicht aufgibt, zu hoffen. Das ist da, wo wir Gottes Geist wirken lassen. 

Orgeljubiläum in der Immanuelkirche

Seit 35 Jahren erklingt in der Immanuelkirche die Orgel - Grund genug für ein kleines Festival im Oktober, das mit einem Konzert auch Teil der Nacht der offenen Kirchen war: Lutz Felbick, der erste Organist der Orgel, gab zusammen mit dem Saxophonisten Heribert Leuchter ein gut besuchtes Konzert zu später Stunde. Die Atmosphäre während des Konzertes war besonders - fröhlich, leicht, meditativ und innig mit humorvollen Texteinlagen. Dass für Felbick die Orgel quasi ein zweites Zuhause ist, merkte man der Spielfreude an. Und Leuchter freute sich: „In diesem Konzert konnten wir Brücken bauen – von der Klassik bis zum Jazz. Und Brücken zu bauen ist heutzutage wichtig in vielen Bereichen."

Märchenhaftes in der Auferstehungskirche

Zwei Märchen standen im Mittelpunkt des Programms in der gut gefüllten Auferstehungskirche in Aachen-Forst. Zunächst zeigte die Streicherklasse der Jahrgangsstufe 6 unter der Leitung von Ina Tönnies mit der Vertonung des Grimmschen Märchens Dornröschen eine beeindruckende Bandbreite ihres Könnens mit kurzen Musikstücken von “My heart will go on” bis zur Filmmusik aus Fluch der Karibik. 

Anschließend zeigte die Jahrgangsstufe 8 des schuleigenen Zirkus Configurani, wie das Märchen “Hänsel und Gretel” in den heutigen Zeiten von Tiktok, leerem Smartphone und Barbesuch ablaufen könnte - vom Knusperhäuschen keine Spur, dafür gab es viele Einblicke in die unterschiedlichen artistischen Disziplinen, die die Schülerinnen und Schüler sich unter der Leitung von Aruna Kleineberg aneignen. 

Ruhige Rhythmen in der Citykirche

Es zog sich ein bisschen wie ein roter Faden durch die diesjährige Kirchennacht: still werden, zur Ruhe kommen, nach innen horchen und Wege zu sich finden. Viele Gemeinden griffen das in unterschiedlichen Formen auf, und auch in der ökumenischen Citykirche gab es einen solchen Programmpunkt. „Zur Ruhe kommen“ waren die zum Nachdenken anhaltende Texte überschrieben, die Pfarrerin Sylvia Engels und ihr katholischer Kollege Pfarrer Timotheus Eller vortrugen. Dabei ging es um die stille Kraft in Gottes Schöpfung, die in der fröhlichen Brautschau der Spatzen ebenso zu finden ist wie im Klageruf der Kraniche, und um die Ruhe und Kraft, die in uns steckt, wenn wir dem Leben mit Gelassenheit begegnen und auch die Vorfreude zu schätzen wissen. Eingebettet waren die Texte in Gitarrenstücke aus Südamerika und Europa, die Vincente Bögeholz mit Virtuosität und Gefühl vortrug.

Die letzte Nacht als Organisatorin

Für Sylvia Engels ist ein besonderer Programmpunkt, nicht nur weil sie selbst Akteurin war, sondern weil es der vorletzte an diesem Abend war, ihrer letzten Nacht der offenen Kirchen. Zum Jahresende geht die engagierte Seelsorgerin in den Ruhestand. Vierzehnmal hat sie die Nacht mitorganisiert. Immer wieder neu, immer wieder anders, aber immer wieder reizvoll sei das Programm gewesen, bei ihnen an der Citykirche ebenso wie in den beteiligten christlichen Gemeinden. Die Vielfalt aus Musik, Meditation, Tanz, Theater, Kino, Kunstinstallationen, Vorträgen und Begegnungen - oft bei Brot und Wein - mache diesen Abend aus, genauso, wie der Einsatz vor allem der ehrenamtlichen Kräfte vor Ort. “Schade ist nur, dass ich selbst bisher nie Gelegenheit hatte, mir die Angebote anderer Kirchen anzusehen. Ich kenne sie nur aus der Planung und den Erzählungen danach”, resümiert Engel. Das könnte bei ihrer 15. Kirchennacht im kommenden Jahr, die am 10. Oktober 2025 stattfinden wird, anders werden. Ein kleiner Trost in einem Abschied, der ihr nicht ganz leichtfällt.

Texte: Juliane Siekmann und Andrea Thomas

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