13.10.2021

Flucht aus dem eigenen Land: Sterben auf den Reisen der Hoffnung

In diesem Jahr konnte die Gedenkfeier für verstorbene Flüchtlinge in der Grabeskirche Aachen wieder stattfinden

Mitwirkende v.l. Susanne Heck (Trauerpastoral an der Grabeskirche), Domprobst emer. Manfred von Holtum, Pfarrer Jens-Peter Bentzin (Scriba des Kirchenkreises Aachen), Kerstin Birke (Gemeinschaft San Egidio), Pfarrerin Bettina Donath-Kreß (AK Bestattungskultur)
Mitwirkende v.l. Susanne Heck (Trauerpastoral an der Grabeskirche), Domprobst emer. Manfred von Holtum, Pfarrer Jens-Peter Bentzin (Scriba des Kirchenkreises Aachen), Kerstin Birke (Gemeinschaft San Egidio), Pfarrerin Bettina Donath-Kreß (AK Bestattungskultur). (Foto: Bettina Donath-Kreß)

Nachdem im vergangenen Jahr die Gedenkfeier coronabedingt nur online stattfinden konnte, lud der ökumenische Arbeitskreis Bestattungskultur in Zusammenarbeit mit San Egidio in diesem Jahr wieder live in die Grabeskirche ein, um all der Flüchtlinge zu gedenken, die auf der Suche nach einem sicheren Platz zum Leben den Tod gefunden haben. In diesem Jahr stand die zivile Seenotrettung im Fokus des ökumenischen Gottesdienstes.
In ihrer Begrüßung wies Pfarrerin Bettina Donath-Kreß darauf hin, dass 2020 laut Angaben des UNHCR 1.400 Menschen im Mittelmeer den Tod fanden, wobei die Dunkel­ziffer deutlich höher liegen dürfte. Auf der Insel Lesbos er­in­nert der „Friedhof der Rettungswesten“ an die Ertrunkenen. Besonders zynisch ist, dass es sich bei einem Großteil der Rettungs­westen um Fälschungen handelt, die den Flücht­lingen im Wasser keinen Schutz bieten, sondern selbst zur Todesfalle werden.

Rettung vor Ort durch „Sea-Watch 4“

In einer eindrucksvollen Audiobotschaft schilderten zwei junge Iraner ihre nächtliche Flucht in einem vollkommen überladenen Schlauchboot, das sie aus der Türkei nach Griechenland bringen sollte. Wie durch ein Wunder erreichten sie die rettende Küste, wohl wissend, dass viele andere Flüchtlinge vor und nach ihnen, in ihren Booten ge­ken­tert sind.
Andreas Funke, Flüchtlingsseelsorger im Bistum Aachen, stellte die Arbeit der zivilen Seenotrettung am Beispiel der sea-watch 4 vor, dem „kirchlichen Rettungsschiff“, das sich seit August 2020 im Mittelmeer an der Seenotrettung im Mittelmeer beteiligt und bereits zahlreiche Menschenleben gerettet hat.

Bitte um Wachsamkeit und Mut

In seiner Predigt legte der emeritierte Domprobst Manfred von Holtum das Evangelium von der Sturmstillung (Mk 4, 35-41) aus. Wie in der neutestamentlichen Geschichte hätten auch wir angesichts der Not in der Welt manchmal das Gefühl, dass Gott schliefe. Dann sollten wir wie die Jünger Gott mit unseren Gebeten wach­rütteln.
Pfarrer Jens-Peter Bentzin setzte diesen Gedanken im Anschluss an die Predigt unmittelbar um und schloss die Flüchtenden ebenso wie die in der Seenotrettung engagierten Helfenden und politisch Mächtigen in aller Welt in seine Fürbitten ein und bat Gott um Wachsamkeit, Kraft und Mut im Einsatz für eine Welt, in der alle Menschen in Frieden und Gerechtigkeit leben können.

Kerzen in Gedenken an die Verstorbenen

Dass dem Beten auch ein Handeln folgen muss, wurde mit dem Kollektenzweck der Gedenkfeier deutlich. Kerstin Birke von der Gemeinschaft San Egidio erläuterte das Pilotprojekt der „humanitären Korridore“ in Italien. Besonders schutzbedürftigen Migranten wie Kranken, alten Menschen, Frauen und Kindern können damit humanitäre Visa ausgestellt werden, die es ihnen ermöglichen per Flugzeug legal nach Italien einzureisen. Das Pilotprojekt wird von kirchlichen Trägern finanziert und ist auf Spenden angewiesen.
Zum Abschluss der Gedenk­feier lud Ursula Heck, Pastoral­referentin an der Grabeskirche wie jedes Jahr alle Menschen ein, im Gedenken an die Ver­storbenen eine Kerze zu ent­zünden und sie am Wasserlauf im Hauptschiff der Grabes­kir­che abzustellen. Mit dem gemein­­samen Vater Unser und der Bitte um Gottes Segen endete die Gedenk­feier, die musikalisch mit Gitarrenklängen und Gesang von Juan Pablo Raimundo ausklang. (Text: Bettina Donath-Kreß)

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