Was Müll alles (zerstören) kann

Kinder lernen, basteln und spielen in den Sommerferien an der Auferstehungskirche

Auf der Fensterbank liegt selbst geschöpftes Papier, aus bunten Porzellan-Tellern schrauben zwei Jungs Deko-Elemente zusammen, und leere Tetrapaks werden zu phantasievollen Kresse-Beeten. Alle Materialien waren einmal Müll. Wie dieser entsteht, wohin er geht, wie man ihn vermeidet und was man damit noch alles machen kann – das lernen Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren in diesem Sommer spielerisch bei den Ferienspielen der Auferstehungskirche.

60 Plätze immer restlos vergeben

Jedes Jahr finden in den letzten drei Ferienwochen die Ferienspiele Am Kupferofen statt. Montags bis freitags können sich die Teilnehmer halbtags von 9 bis 13 Uhr an der Auferstehungskirche aufhalten oder bis 16 Uhr zusätzlich die Nachmittagsbetreuung inklusive Mittagessen nutzen. Organisiert werden die Ferienspiele von Pfarrer Martin Obrikat und seiner Frau Folke Keden-Obrikat mit tatkräftiger Unterstützung einiger „Teamer“ (junge erwachsene Honorarkräfte) und den jüngeren ehrenamtlichen „Volunteers“. Die 60 Plätze werden wochenweise vergeben und sind immer restlos ausgebucht, so dass eine frühzeitige Anmeldung ratsam ist.

Spielerisch Denkanstöße für eigenes Verhalten geben

Die Ferienspiele stehen dieses Jahr ganz unter dem Thema Müll. „Ich war tauchen am Atlantik und da war so viel Plastik am Meeresgrund, dass ich es mit hochgeholt habe“, erzählt die zehnjährige Eva entrüstet von ihren eigenen Erfahrungen. Ihre Familie achte bewusst darauf, möglichst wenig Plastik-Verpackungen beim Einkaufen mitzunehmen, sagt die Schülerin. Sie bringt also schon einiges an Vorwissen mit. In der ersten Woche will das Team um Martin Obrikat Bewusstsein und Verständnis der Kinder für die Ursachen von Müll schaffen. Die Kinder erfahren zum Beispiel auch, dass Meerestiere inzwischen oft so viel Plastik im Magen haben, dass sie daran sterben oder dass sich große Müllstrudel in den Meeren gebildet haben, der größte so groß wie Westeuropa. Danach gibt es dann Denkanstöße, wie man selbst als einzelne Person etwas am Problem verändern kann. All das passiert auf kreative und spielerische Art. „Es ist eben nicht nur reine Beschäftigung, sondern ein Ort, wo die Kinder etwas lernen und mitnehmen“, so Obrikat selbst über das Konzept hinter den Ferienspielen.

Sport und Spiele sind mit im Programm

Jedes Jahr gibt ein System von sechs bis sieben kleinen Arbeitsgruppen. Dabei ist jeder Teamer für eine Gruppe verantwortlich, die sich dann zwei Tage lang mit einem Projekt beschäftigt. Gerade übt die Theatergruppe ihr selbstgeschriebenes Stück zum Thema Müll, während eine andere im Nebenraum aus alten Plastik-Verpackungen einen Tier-Zoo bastelt. Eine Gruppe für Sportbegeisterte gibt es aber auch, und in der täglichen Pause können sich auch die anderen auf dem Fußballplatz austoben und sich Sport-Geräte oder Spiele ausleihen. Und wenn es mal regnet? „Dann setzen wir uns drinnen aufs Sofa, futtern ein paar Salzstangen und spielen ‚Werwolf‘ in der Gruppe“, erzählt Katharina (10).

"Es ist total cool hier!"

Am Ende jeder Woche werden die Arbeitsergebnisse aller Gruppen im Plenum vorgestellt, sodass jede/r auch Einblicke in die Ideen der anderen bekommt. Das Thema und System der Ferienspiele kommt bei den Teilnehmern gut an: „Es ist total cool hier“, schwärmt die zehnjährige Melina. Am besten gefalle ihr „dass hier so viele nette Kinder und Betreuer sind“. Tatsächlich herrscht eine harmonische und trotz der  vielen Teilnehmer auch familiäre Atmosphäre. Viele der Teilnehmer sind nämlich nicht zum ersten Mal hier, sondern melden sich Jahr für Jahr wieder an und irgendwann kommen dann auch jüngere Geschwister dazu.

Größere übernehmen Verantwortung für die Jüngeren

Leo Bögeholz Gründer (22), der schon seit Jahren als Teamer mitarbeitet, sieht die Altersspanne der Kinder zugleich als Herausforderung und Chance: „Man muss immer wieder gucken, dass man die Interessen und Fähigkeiten ausgleicht – aber es ist besonders schön zu sehen, wenn die Größeren Verantwortung für die Jüngeren übernehmen und ihnen Dinge erklären.“

Und dieser Ausgleich funktioniert. Bei der täglichen Abschlussrunde kommen bei Rhythmusspielen und dem gemeinsamen Singen alle gleichermaßen auf ihre Kosten. Doch danach lauschen sie auch aufmerksam, wenn Martin Obrikat zum Beispiel daran erinnert, die Requisiten der Theatergruppe nicht wegzunehmen, um ihre Proben nicht zu stören. Als die Kinder sich ihren Weg nach Hause oder zum Mittagessen nebenan bahnen, lächelt er geschafft und zufrieden. „Die Ferienspiele sind zu einer stabilen Institution geworden, in die die Kinder jedes Jahr hineinwachsen. Und das ist schön zu sehen.“

Beim Mittagessen wird in diesem Jahr erstmals eine Begegnung mit den Ferienspielen der Lebenshilfe ermöglicht, die im Haus der Lebenshilfe gleich neben der Auferstehungskirche stattfinden. In der Mitte der Ferienspielzeit gibt es einen Tag mit gemeinsamen Angeboten für die Ferienspielkinder beider Einrichtungen.

 

(Text: Leonie Ndoukoun)

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