Evangelische Kirchengemeinde Aachen: Pfarrerin Sylvia Engels geht in den Ruhestand

28.11.2024

Verabschiedung und Entpflichtung am dritten Adventssonntag, 15. Dezember, um 11 Uhr in der Annakirche - 14 Jahre an der ökumenischen Citykirche gewirkt

Die Aachener Citykirche ist Anlaufstelle für viele verschiedene Menschen. — Pfarrerin Sylvia Engels geht im Dezember in Ruhestand.

Die Aachener Pfarrerin Sylvia Engels wird am dritten Adventssonntag, 15. Dezember, in einem Gottesdienst durch Superintendentin Verena Jantzen entpflichtet und in den Ruhestand entlassen. Der Gottesdienst in der Aachener Annakirche beginnt um 11 Uhr. Engels war vor allem in den letzten 14 Jahren in der ökumenischen Citykirche St. Nikolaus, An der Nikolauskirche 3, tätig. Im aktuellen Gemeindebrief blickt sie auf diese Zeit zurück:

"Magie - in der Kirche?

Wenn ein Baum mitten im Kirchraum gewachsen ist, wenn in seinen Zweigen weiße Blüten rauschen? Die Blüten waren aus zartem weißen Papier - der Gedenkgottesdienst für früh verstorbene Kinder trug den Titel: „Ihr seid als Blüten früh entschwebt…“

Wenn ein tanzendes Paar über das Kirchenparkett schwebt – Balance, Leidenschaft und Leichtigkeit in der Sprache des Tanzes inszeniert – unser gemeinsames Kunstwerk als Paar - im Valentinsgottesdienst.

Wenn Tongefäße zerschmettert werden, die Wut und die Verzweiflung, verlassen worden zu sein – im Gottesdienst für Paare in Trennung und Scheidung?

Interaktive Szenarien, Resonanzräume für Gefühle, meditative Räume für Erinnerung und Reflexion - Citykirchen sind Orte der Freiheit für solche experimentellen Gottesdiensträume, die im Dialog mit Betroffenen und mit professionellen Berater*innen entstehen mit der besonderen Sorgfalt in der Auswahl von Texten, Liedern, Musik und künstlerischen Installationen, geeignet, die Sehnsucht, die Trauer, den Glauben und die Hoffnung der Betroffenen auszudrücken. Gemeinden, in denen der Heilige Geist, der weht, wo er will, Wohnung nimmt.

Citykirchen als Vernetzer

Citykirchen bergen Gemeinden auf Zeit – aber nicht flüchtig, sondern intensiv, weil Menschen in einer Kirche zusammenkommen, die an denselben Lebenskrisen leiden oder die für dasselbe Glück dankbar sind! Es sind Menschen, die sich in unseren gemeindlichen Gottesdiensten meist nicht mehr sehen lassen, weil sie unsere Verkündigungssprache nicht mehr verstehen. Und doch werden sie von existentiellen Fragen bedrängt: die Frage nach dem Warum, die Frage nach der Schuld, die Frage: Was bleibt zu hoffen nach dem Tag, an dem nichts mehr ist wie zuvor? Auch sie suchen in ihren Fragen letztlich nach Gott.

Und doch sind sie bedürftig nach einer spirituellen Sprache, nach Bildern, nach einer Musik, in denen sie ihre Gefühle, Gedanken und Nöte dennoch in der spirituellen Dimension, dennoch vor Gott, zum Ausdruck bringen können.

Für diese Gemeinden auf Zeit sind die Citykirchen in einer Stadt so wichtig. Durch Kooperationen mit Beratungsstellen, therapeutischen Gruppen, mit Krankenhäusern und Ärzten, und mit ambulanten Hospizdiensten, werden diese Menschen erreicht und erfahren: Die Kirche ist da – auch für uns da! Unsere seelsorgliche Kompetenz als Kirche wird auch hier gefragt. Unser kulturelles Gedächtnis, die biblische Sprache, der biblische Befreiungsnarrativ wird auch hier gefragt.

Was haben wir für einen Schatz an Ausdruck spirituellen Lebens – und Krisenerfahrungen z.B. in den Psalmen oder in der biblischen Weisheit! In neue kulturelle Zusammenhänge, in Dialoge mit Gedichten, künstlerischen Bildern oder auch Theaterinszenierungen gestellt, kommt unser Sprachschatz neu zum Leuchten.

In den vergangenen 14 Jahren durfte ich viele solcher spirituellen Feiern gestalten. Für diese Ökumene der Gottesdienstpraxis bin ich sehr dankbar. Vor allem bin ich meiner Gemeinde Aachen-Mitte dankbar, die diese Arbeit strukturell unterstützt und beratend begleitet hat. Dankbar bin ich allen ökumenischen Freundinnen und Freunden der Citykirche! Gott segne Sie. Ich gehe mit einem weinenden Auge, aber heiter!

Wir sehen uns!
Ihre
Sylvia Engels
Pfarrerin an der City- u. Annakirche

zurück