27.03.2025

Mit britischem Pomp verabschiedet

Kirchenmusiker Klaus van den Kerkhoff bei seinem letzten Orgelkonzert in der Annakirche verabschiedet

Kirchenmusiker Klaus-C. van den Kerkhoff an seinem bisherigen Arbeitsplatz, der Orgel in der Annakirche.
Kirchenmusiker Klaus-C. van den Kerkhoff an seinem bisherigen Arbeitsplatz, der Orgel in der Annakirche. Foto: Rauke Bornefeld

Klaus-C. van den Kerkhoff hat sein letztes Orgelkonzert im Dienst der Evangelischen Kirchengemeinde Aachen gegeben – beim Orgelcafé am vergangenen Mittwochvormittag in der Annakirche. Wenn der Kirchenmusiker das nächste Mal nach Aachen kommt – vielleicht, um am Todestag von Johann Sebastian Bach am 28. Juli das von ihm eingeführte Orgelkonzert zum Gedenken an den großen Thomaskantor zu spielen – muss er dafür mehr als 1500 Kilometer Luftlinie überwinden. Er wagt mit 57 Jahren den Aufbruch in ein anderes Land, in eine andere Kultur, in ein Leben ohne feste Kirchenmusikerstelle, in ein Leben als Ehemann. Tunis in Tunesien heißt seine neue Heimat, seine Frau ist muslimische Tunesierin. 

Verschiedene Stationen in Aachen

Fast 30 Jahre hat er seinen Kirchenmusikerdienst in Aachen versehen. „Obwohl wir Dir viel zugemutet haben, bist Du nicht von der Fahne gegangen“, erinnerte Pfarrer Armin Drack beim Empfang im Anschluss des Orgelcafés im Haus der Evangelischen Kirche, dass van den Kerkhoffs viele Dienstjahre nicht selbstverständlich waren. „Wir haben Dir erst die Dreifaltigkeitskirche abgeschlossen und dann auch noch Deine Orgel verkauft“, so Drack. 
Van den Kerkhoff hatte 1996 die A-Kirchenmusikerstelle in der Dreifaltigkeitskirche angenommen und dort nicht nur die musikalische Gestaltung der Gottesdienste durch sein Orgelspiel geprägt, sondern auch viel Zeit in eine intensive Arbeit mit den beiden an 3F angebundenen Chören gesteckt. Die Dreifaltigkeitskirche wurde 2003 zunächst wegen eines Bauschadens vorübergehend geschlossen, letztlich aber als klassische Gemeindekirche nicht wieder eröffnet. Heute hat die Juki dort ihren Platz gefunden.

Aber auch als Kirchenmusiker ohne zunächst klares Aufgabengebiet sei van den Kerkhoff flexibel geblieben, so Drack, und habe schließlich einen Aufbruch gewagt – wenn auch beim bisherigen Arbeitgeber: Seit 2008 saß van den Kerkhoff hauptsächlich an der Immanuelkirche auf der Orgelbank, in der Annakirche hat er verschiedene Orgelkonzerte etabliert und zum Teil weltbekannte Organisten und Organistinnen dafür nach Aachen gelotst.

Abschied "very british" - mit Humor

Zu einem beliebten Treff machte er auch das Orgelcafé – erst Frühstück, dann Orgelkonzert –, das er seit 2012 zusammen mit der evangelischen Initiative „Engagiert älter werden“ regelmäßig in der Annakirche eröffnet hat. Die 78. Ausgabe füllte van den Kerkhoff mit einem sehr persönlichen Programm, das „very british“ daher kam und dem er einige Anekdoten von Konzertreisen auf die britische Insel voranstellte. 

Auf dem Programm standen unter anderem Hymnen von Ralph Vaughan Williams, dem „Coronation March“ von William Walton, den er als Krönungsmarsch für die Hochzeit von Georg VI. komponierte und „Arrival of the Queen Sheba“ aus dem Oratorium „Salomon“ des Wahl-Londoners Georg Friedrich Händel, das van den Kerkhoff einst der ehemalige Annakantor Wolfgang Karius schmackhaft gemacht hatte. Van den Kerkhoff setzte außerdem humorvolle Akzente mit „Up She Rises!“ von Rosalie Bonighton, die das Seemannslied „What shall we do with the drunken sailor“ mit musikalischen Zitaten von Bach, Mozart, Beethoven und Wagner verquickt. 

„Ich habe Deinen Konzertdienst und Deinen liturgischen Dienst immer genossen“, gab Drack dem scheidenden Kirchenmusiker mit auf den Weg. Der freute sich sichtlich auf die nächste Zeit in Tunis – auch wenn es seines Wissens dort im ganzen Land nur zwei Orgeln gibt. Die der katholischen Kathedrale in Tunis, an der er bereits Messen und den Kirchenchor begleitet, sowie seine Übeorgel in seinem neuen Musikzimmer im frisch gekauften Haus in der Tuniser Altstadt. „Das habe ich mir schon immer gewünscht: Ein eigenes Musikzimmer in einem eigenen Haus, in dem ich – wann auch immer – ohne Rücksicht auf andere musizieren kann“, verabschiedete er sich von den Aachener Orgelfans. Zugleich mit dem Angebot, „gern mal für ein Konzert wiederzukommen“.

Orgelcafé geht erstmal noch weiter

Obwohl Klaus van den Kerkhoff, Cheforganisator des Orgelcafés in der Annakirche, die Evangelische Kirchengemeinde Aachen und Deutschland verlässt, wird es mindestens noch bis zur 80. Ausgabe der Reihe weitergehen: Am 11. Juni übernimmt Christine Moraal die Orgelbank der Weimbs-Orgel, am 1. Oktober Frederik Kranemann. 

Text: Rauke Xenia Bornefeld

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